Herzensland Island
Von Anne Rudolph, KYSS-Lektorin
Als Kira mir erzählte, dass sie darüber nachdenkt, ihre nächste Reihe in Island anzusiedeln, war ich sofort Feuer und Flamme. Zum einen ist Island ein ziemlich unverbrauchtes Setting, was perfekt zur KYSS-Mission passt, unseren Leser*innen besondere Bücher zu bieten. Zum anderen ist Island für mich auch ein absolutes Herzensland.
Ich habe während des Studiums fünf Monate auf Island als Austauschstudentin verbracht. Und diese Zeit hat mich nachhaltig beeindruckt. Island ist ein unglaublich schönes Land, ich stand selbst am Skógafoss und am schwarzen Strand von Reynisfjara, und diese Orte sind wirklich so einzigartig, wie Kira sie in «The Sky in your Eyes» beschrieben hat. Aber nicht nur die außergewöhnliche Landschaft ist mir im Gedächtnis geblieben, sondern auch die alltäglichen Dinge, mein Alltag, der in vielen Dingen so ganz anders war als hier. Und zwei Dinge vermisse ich ganz besonders.
1. Den Himmel
Der Himmel ist in Island höher. Die Aussage klingt an sich absurd. Aber der Himmel über Island ist wirklich anders als hier in Deutschland. So richtig aufgefallen ist mir das erst nach meiner Rückkehr, mitten hinein in den norddeutschen Winter. Freilich war es hier deutlich länger hell als in Island, aber der Himmel war tagelang nur grau in grau. Und komplett graue Tage habe ich in Island nur sehr selten erlebt. Der Himmel hat sich ständig geändert. Bewölkt in der einen Minute, strahlend blau in der anderen. Farben, die sich bei Sonnenauf – und untergang über den Horizont ziehen. Und natürlich hält man im Nachthimmel über Island zu dieser Jahreszeit auch immer Ausschau nach Nordlichtern, obwohl ich nur zwei Mal tatsächlich welche gesehen habe. In den ersten Wochen zurück in Deutschland hatte ich Sehnsucht nach Island, ohne wirklich benennen zu können, wonach genau. Und dann hatte ich eines nachts einen Alptraum, in dem der Himmel mich erstickte. Da würde es mir klar. Ich vermisste den Himmel über Island. Und das tue ich noch heute, wenn der graue norddeutsche Winter anbricht.
2. Mein eigenes Schwimmbad
Einer der Gründe, warum ich den Dezember in Island so mochte, war die Tatsache, dass ich ein Schwimmbad direkt um die Ecke meiner Studentenunterkunft entdeckt hatte. Ich hatte in den Monaten zuvor nicht recherchiert, da die Lebenshaltungskosten wirklich hoch waren und ich sparen musste. Daher dachte ich, Schwimmen gehen kann ich mir eh nicht leisten. Das war definitiv ein Fehler. Denn zum einen waren die Eintrittspreise ziemlich niedrig, zum anderen habe ich mich in dieses Schwimmbad verliebt. Es hatte nur ein 25m-Meter-Becken und einen Whirlpool unter freien Himmel, aber es hatte bis 22 Uhr auf – perfekt für mich als Nachteule. Außerdem hat Island gemessen an der Einwohnerzahl mit die meisten Schwimmbäder. Und da ich immer erst um 21 Uhr Schwimmen ging, hatte ich manchmal sogar das ganze Schwimmbad für mich. Und ich war nicht ein einziges Mal mit mehr als drei anderen Leuten dort. Man kann also wirklich sagen, dass ich fast mein eigenes privates Schwimmbad hatte. Was für ein Luxus.
Zwei Dinge, die ich vermisse, und tausend Erlebnisse, die ich nie vergessen werde. Ich habe in diesem fünf Monaten auf Island unheimlich viel erlebt. Ich habe das erste Mal Wale gesehen, stand das erste Mal auf einem Gletscher, hatte meinen ersten Autounfall. Ich habe im Nordatlantik und in heißen Quellen gebadet, bin an der isländischen Sprache verzweifelt und dafür sicher in der englischen geworden. Ich war das erste Mal in meinem Leben auf mich allein gestellt und habe herausgefunden, dass ich mich auf mich selbst verlassen kann. Ich bin in Island erwachsen geworden. Und deswegen wird Island für immer ein Herzensland für mich bleiben.
The Sky in your Eyes
Islands Winternächte sind lang. Doch Elín mag die Dunkelheit. Allein am Strand, unter dem endlos weiten Sternenhimmel, kann sie fast vergessen, was ihr Ex-Freund über sie gesagt hat. ...
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